Waldlager Zeithain
Das Waldlager war zwischen Oktober 1934 und Februar 1935 für die militärische Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilungen (SA) der NSDAP gebaut worden. Schon im März desselben Jahres wurde es von der Wehrmacht übernommen und für Ausbildungszwecke genutzt, um schließlich im Oktober 1936 der Kommandantur des wieder in Betrieb genommenen Truppenübungsplatzes Zeithain unterstellt zu werden. Das gesamte Areal war durch einen Holzzaun umschlossen. An den beiden Toren des Waldlagers befand sich je ein Flügeltor. Der linke steinerne Torpfeiler des ehemaligen nördlichen Tores ist bis heute erhalten geblieben.
Noch vor dem Eintreffen der ersten sowjetischen Kriegsgefangenen in Zeithain wurde nördlich des Wasserwerkes an der Kreuzung der Nördlichen Zeithainer Straße (heute: Gröditzer Straße, B 169) und dem Glaubitzer Weg (heute: Forstweg) im Waldlager ein Kriegsgefangenenlazarett eingerichtet. Die Aufstellung dieses „Reservelazarett (Kgf.) Truppenübungsplatz Zeithain“, so die offizielle Bezeichnung, wurde vom Wehrkreiskommando IV Dresden am 30. Juni 1941 angeordnet.
Entsprechend einer Dienstanweisung der Wehrmacht über Raumbedarf, Bau und Einrichtung eines Kriegsgefangenenlagers vom 14.03.1939 musste neben einem Krankenrevier in mindestens 400 Meter Entfernung vom Stammlager zusätzlich ein Lazarett mit 300 Betten eingerichtet werden. Wo möglich, sollten dafür bereits vorhandene Gebäude genutzt werden. Das Waldlager erfüllte alle Anforderungen, um in Ergänzung zu dem seit April 1941 am Bahnhof Jacobsthal errichteten Kriegsgefangenenlager Stalag 304 (IV H) Zeithain als Lazarett genutzt zu werden. Es unterstand dem jeweiligen Leiter der Sanitätsabteilung der Kommandantur des Stalags, dem sogenannten Lagerarzt.
Die medizinische Behandlung erkrankter Kriegsgefangener lag zunächst bei serbischen und polnischen kriegsgefangenen Ärzten, denen nach Ankunft der ersten Transporte sowjetischer Gefangener nach dem 12. Juli 1941 kriegsgefangene Ärztinnen und Ärzte der Roten Armee unterstellt wurden. Für die Pflege der Gefangenen teilte man den verschiedenen Krankenbaracken im Waldlager ebenfalls kriegsgefangene sowjetische Sanitäter, Sanitäterinnen und Krankenschwestern zu. Das deutsche medizinische Personal übte bei der Krankenversorgung wie im Krankenrevier im Hauptlager fast ausschließlich Kontroll-und Verwaltungsfunktionen aus.
Die eigentlich geplante Isolierung von Seuchenkranken im Waldlager scheiterte von Beginn an. Dies lag zum einen an der raschen Ausbreitung und Abfolge von Erkrankungen wie Ruhr, Fleckfieber, Typhus etc., zum anderen an der begrenzten Aufnahmekapazität angesichts tausender infizierter Gefangener im Hauptlager im Herbst und Winter 1941/42. Es gelang der Leitung des Stalag 304 (IV H) zu keinem Zeitpunkt, die gesunden von den kranken Gefangenen zu trennen und die epidemische Ausbreitung ansteckender Krankheiten zu unterbinden.
Das Waldlager mit seinen 538 Betten wurde Teil des Reservelazaretts Zeithain, das im Truppenlager des Truppenübungsplatzes seit Kriegsbeginn bestand. Etwa ein Jahr später, am 26.02.1943, kam es zur endgültigen Schließung des Waldlagers als Lazarett. Die Baracken wurden danach bis zum Eintreffen der Roten Armee am 22. April 1945 anderweitig militärisch genutzt.