Gedenken zum 75. Jahrestag der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain
17.04.20
Am 23. April 1945 – vor 75 Jahren – wurde das Kriegsgefangenenlager Zeithain durch die Rote Armee befreit. Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain / Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnert an dem Tag an dieses historische Ereignis und gedenkt der Opfer des Lagers.
„Ein Gefangenenlager mit insgesamt etwa 15 000 Insassen wurde befreit“ – dieser nüchtern anmutende Vermerk im Einsatzbericht des Stabschefs der 2. Krim-Gardekavalleriedivision der Roten Armee vom 23. April 1945 beschreibt jenes Ereignis, das für tausende Menschen im Kriegsgefangenenlager Zeithain die Erfüllung ihres lang gehegten Traums bedeutete – die Befreiung.
In Vorbereitung des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion errichtete die deutsche Wehrmacht 1941 in Zeithain bei Riesa ein sogenanntes „Russenlager“ für sowjetische Kriegsgefangene. Im Verlauf des Krieges kamen dann auch Gefangene anderer Nationalitäten ins Lager. Obwohl die sowjetischen Kriegsgefangenen von Beginn an für den Arbeitseinsatz bestimmt waren, sorgte die Wehrmacht nicht für ihre ausreichende Versorgung. Zwischen 25 000 und 30 000 sowjetische sowie 873 italienische Gefangene starben infolge vorsätzlich herbeigeführter Unterernährung und daraus resultierender Krankheiten.
Nach Beginn des Angriffs auf Berlin im April 1945 rückte die Rote Armee rasch in Richtung Elbe vor. Die deutschen Wachmannschaften verließen in der Nacht vom 21. auf den 22. April 1945 das Kriegsgefangenenlager und flohen in Richtung Westen. Im Verlauf des 23. April erreichten erste sowjetische Soldaten das Lager. Mit Ausnahme polnischer Gefangener wurden alle gehfähigen Häftlinge per Fußmarsch in Richtung Osten kommandiert. Die polnischen Gefangenen übernahmen in den ersten Tagen nach der Befreiung die medizinische Versorgung der Kranken im Lager. Bei weitem nicht alle befreiten Insassen konnten nach der Befreiung nach Hause zurückkehren. Die monatelang erduldeten katastrophalen Lebensbedingungen, vor allem für die sowjetischen und italienischen Gefangenen, hatten dazu geführt, dass viele derart geschwächt waren und sie trotz medizinischer Hilfe noch Wochen nach der Befreiung starben.
In diesem Jahr jährt sich am 23. April die Befreiung des Lagers zum 75. Mal. Die geplante öffentliche Gedenkfeier, zu der sich dutzende Angehörige verstorbener Gefangener sowie Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und diplomatischen Corps angekündigt hatten, musste im Zuge der Coronavirus-bedingten Maßnahmen abgesagt werden. Eine öffentliche Gedenkveranstaltung kann leider nicht stattfinden.
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten wird an dem Tag dennoch die Opfer der Wehrmachtsverbrechen würdigen und an die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Zeithain und dessen Befreiung vor 75 Jahren erinnern. Am Vormittag finden Kranzniederlegungen in der Gedenkstätte, auf den sowjetischen Friedhöfen sowie am Gedenkort für den ehemaligen italienischen Soldatenfriedhof Jacobsthal statt. Neben der Ersten Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages, Frau Andrea Dombois, werden Vertreter der Geschäftsführung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Geschäftsführer des sächsischen Landesverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Zeithain sowie diplomatische Vertreter der Russischen Föderation anwesend sein.
Angehörige, die aufgrund der aktuellen Situation nicht anreisen können, übermittelten Spenden für Blumen, die stellvertretend von Mitarbeitern der Gedenkstätte an den betreffenden Namenstafeln der Opfer niedergelegt werden.
Trotz der Schließung der Gedenkstätte ist ein individuelles, stilles Gedenken auch im Ehrenhain Zeithain möglich. Unter Beachtung der Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung besteht die Möglichkeit, die Friedhöfe zu besuchen und Blumen niederzulegen.
Kontakt:
Nora Manukjan (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
nora.manukjan@stsg.de
Tel.: 03525 510472
Pressemitteilung vom 17. April 2020 als PDF