Alfred Kempe (1898–1945)
Alfred Kempe war Bergmann und wohnte in Stollberg im Erzgebirge. Er war verheiratet und hatte eine Tochter Hilde. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und war mit dem EK II („Eisernes Kreuz“) ausgezeichnet worden. Nach der Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft im Jahre 1920 arbeitete er zunächst weiter als Bergmann im Oelsnitzer Kohlerevier. Seit 14. Mai 1924 war er bei der Stadtverwaltung Stollberg als Kassenbote beschäftigt, bevor er am 1. Dezember 1929 eine Stellung als „Einkassierer“ bei der Landesgasversorgung Sachsen AG Geschäftsstelle Stollberg/Lugau annahm. Die Tätigkeit umfasste das Ablesen der Gasmesser, das Ausstellen der Rechnungen und die Erhebung der Rechnungsbeträge.
Seit 1924 war Alfred Kempe Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und seit 1930 Leiter ihrer Ortsgruppe Stollberg. Am 13. November 1932 wurde er in die Stadtverordnetenversammlung Stollberg gewählt. Alfred Kempe war darüber hinaus als Arbeitersportler aktiv und spielte Fußball in der Mannschaft „Roter Stern“. Außerdem engagierte er sich in der Arbeiterorganisation „Rote Hilfe“.
Am 6. März 1933 wurde er festgenommen und in der Strafanstalt Hoheneck in „Schutzhaft“ gehalten. Kurz zuvor, am 2. März, drei Tage vor der Reichstagswahl –, hatte er noch einmal eine KPD-Versammlung im „Volkshaus“ in Hoheneck geleitet. Später kam er in ein Übergangslager der SA in Oelsnitz/Erzgebirge, in dem viele Insassen brutal misshandelt wurden. Von dort wurde er gemeinsam mit sechs anderen „Schutzhäftlingen“ am 26. Juni 1933 in das Konzentrationslager Sachsenburg eingeliefert. Am 23. Dezember 1933 wurde er aus der „Schutzhaft“ entlassen.
Nach der Entlassung versuchte er gemeinsam mit anderen, die zerschlagene Organisation der KPD wieder aufzubauen. Er warb neue Mitglieder, kassierte Beiträge und vertrieb die illegalen Zeitungen „Rote Fahne“ und „AIZ“. Am 10. Mai 1935 wurde er wegen dieser illegalen Betätigung erneut verhaftet. Das Oberlandesgericht Dresden verurteilte ihn am 2. Dezember 1935 zusammen mit Willy Strobelt, Willy Mildner und Walter Hübsch wegen „gemeinschaftlicher Vorbereitung des Hochverrats“ zu einer Strafe von zwei Jahren Zuchthaus, die er in der Strafanstalt Zwickau verbüßte. Nach der Entlassung im Frühjahr 1937 hatte er sich täglich auf der Polizeiwache in Stollberg zu melden und durfte sich zwischen 8 Uhr abends und 6 Uhr früh nicht aus seiner Wohnung bewegen.
Für das Thalheimer Tiefbauunternehmen Alfred Metzner arbeitete er ab Juli 1937 als Schachtmeister auf Baustellen in der Tschechoslowakei. Im Rahmen der „Aktion Gitter“ (auch „Aktion Gewitter“) wurde er am 25. August 1944 in Saaz (heute Žatec – CZ) erneut verhaftet und am 1. September 1944 in das KZ Dachau eingeliefert. Am 28. Januar 1945 schrieb er an seine Familie: „Der Tag wird auch kommen, wo wir wieder zusammen sind.“ Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Am 5. März 1945 wurde Alfred Kempe mit der Diagnose Fleckfieber (Typhus) in den Krankenbau des KZ Dachau eingeliefert, wo er am 28. März 1945 im Alter von nur 46 Jahren verstarb.
Am 24. Januar 1948 erhielt die Altstadtschule Stollberg den Namen Alfred Kempes, der diese Schule als Kind selbst besucht hatte. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgte die Rückbenennung in Altstadtschule.
Text: Dr. Bert Pampel
Zur Person
Nachname: | Kempe |
Vorname: | Alfred |
Nation/Land: | Deutschland |
Geburtsdatum: | 18.12.1898 |
Geburtsort: | Schönau bei Chemnitz |
Sterbedatum: | 28.03.1945 |
Sterbeort: | KZ Dachau |
Letzter frei gewählter Wohnort: | Stollberg |
Orte/Stationen der Verfolgung/Haft |
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Ergänzungen
Quelle(n)/ Literatur |
Harald Wolf, Alfred Kempe. Das Lebensbild eines Kommunisten und antifaschistischen Widerstandskämpfers, Stollberg 1988 Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, 30071 Zuchthaus Zwickau, 6828 |
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