Internierte Deutsche
Die Dokumentationsstelle der Stiftung verfügt aufgrund langjähriger Forschungen und dank dauerhafter Kooperationen mit Gedenkstätten und russischen Archiven über Informationen zu Personen, die zwischen 1945 und 1950 in sowjetischen Speziallagern interniert waren, insbesondere über >> Verurteilte sowjetischer Militärtribunale.
Die Erteilung personenbezogener Auskünfte an Betroffene, Angehörige, Gedenkstätten und Aufarbeitungsinitiativen, Heimatforscher, Journalisten und andere Interessierte erfolgt auf >> Antrag.
Die Internierten, die nicht von sowjetischen Militärgerichten verurteilt wurden, können allerdings nicht nach dem russischen >> Rehabilitierungsgesetz rehabilitiert werden.
Folgende zehn Speziallager unterstanden dem sowjetischen Innenministerium (NKWD/MWD) in der Sowjetischen Besatzungszone:
Speziallager Nr. 1: Mühlberg (1945–1948)
Speziallager Nr. 2: Buchenwald (1945–1950)
Speziallager Nr. 3: Hohenschönhausen (1945–1946)
Speziallager Nr. 4: Bautzen (1945–1950)
Speziallager Nr. 5: Ketschendorf (1945–1947)
Speziallager Nr. 6: Jamlitz (1945–1947)
Speziallager Nr. 7: Werneuchen/Weesow (Mai 1945–August 1945)
Speziallager Nr. 7: Sachsenhausen (August 1945–1950)
Speziallager Nr. 8: Torgau (1945–1947)
Speziallager Nr. 9: Fünfeichen (1945–1948)
Speziallager Nr. 10: Torgau (1946–1948)
In den Speziallagern befanden sich überwiegend deutsche Bürger, die das NKWD, geleitet von verschiedenen Beschlüssen und Befehlen (GKO Beschluss Nr. 7161ss vom 16.12.1944; Nr. 7252 vom 29.12.1944; Nr. 7467ss vom 3.2.1945, NKWD Befehl Nr. 0016 vom 11.1.1945; NKWD-Befehl Nr. 00315 vom 18.4.1945), teilweise auch nur auf Grund von Denunziation interniert bzw. verhaftet hatte. Darunter befanden sich u. a.:
- Zellenleiter, Blockleiter, Inhaber leitender Funktionen der NSDAP sowie Führer nationalsozialistischer Jugendorganisationen
- Leiter des Volkssturmes, offizielle und inoffizielle Mitarbeiter der Abwehrstellen der verschiedenen Betriebe sowie
- Mitarbeiter der Gestapo, Bauern und Großgrundbesitzer (welche insbesondere sowjetische Zwangsarbeiter bzw. Kriegsgefangene beschäftigten)
- Zeitungsinhaber und Redakteure (besonders Kritiker des Sowjetsystem und überzeugte nationalsozialistische Propagandisten)
- Personen, die das NKWD als politisch gefährlich ansah.
Auf der Grundlage des NKWD-Befehls 00461 vom 10. Mai 1945 wurden neben den Speziallagern in der Sowjetischen Besatzungszone auch Gefängnisse und Lager auf dem Gebiet des heutigen Polens eingerichtet. Zum Beispiel:
- Tost/Oberschlesien (Juni 1945 bis November 1945)
- Landsberg an der Warthe/Mark Brandenburg (Mai 1945 bis Januar/März 1946)
- Oppeln/Oberschlesien (Juni 1945 bis November 1945)
- Graudenz/Westpreußen (November 1945 bis Februar 1946)