Kurt Steinhart (1903–1942)
Kurt Steinhart und sein Bruder Werner waren Inhaber des Kaufhauses „Steinhart“ in Dresden. Das Geschäft in der Kesselsdorfer Straße 17 übernahmen sie von ihrem Vater.
Kurt Steinhart wurde am 29.12.1903 in Dresden geboren. Er zog mit seiner Familie mehrmals um. Als Adressen sind die Abekenstraße 10/I, Liebigstraße 30, Bayreuther Straße 32 und die Bernhardstraße 39 angegeben. Seine Frau Sonja (*18.11.1910 in Braunschweig) war als Verkäuferin tätig. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Marion (*26.07.1931) und Gert (*03.10.1937) wurden beide in Dresden geboren.
Kurts Bruder Werner Steinhart (*21.03.1909) heiratete am 5. November 1938 in der Dresdner Semper-Synagoge Marga Goldblum. Es war die letzte Trauung vor der Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht am 9. November 1938.
Die Schwester der Gebrüder Steinhart, Emilie Steinhart (*29.12.1900), lebte mit ihren Kindern Margot und Günther in Berlin.
1938 mussten die Brüder das Kaufhaus an die Firma Schumann & Co. zwangsverkaufen. Werner Steinhart flüchtete mit seiner Frau Marga ins Ausland. Schwester Emilie konnte kurz vor Kriegsausbruch mit ihren Kindern nach England gelangen, wo sie als Haushaltshilfe arbeitete. Ihre Tochter Margot wurde an eine andere Familie vermittelt und Günther kam auf eine Farm, auf der jüdische Flüchtlinge untergebracht wurden. Nach Kriegsende reiste sie mit ihren Kindern in die USA aus.
Kurt Steinhart wurde während der Novemberpogrome 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er die Häftlingsnummer 30224 erhielt. Unter der Bedingung, Deutschland zu verlassen, wurde er entlassen und flüchtete 1939 nach Paris. Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 schloss er sich der französischen Widerstandsbewegung Résistance an. In der von Deutschen unbesetzt gebliebenen Zone in Südfrankreich bildete sich eine neue Regierung, die mit den nationalsozialistischen Besatzern im Norden des Landes kollaborierte. Die Juden mussten sich unter diesem sogenannten Vichy-Regime registrieren lassen. Dies führte zur Verhaftung von Kurt Steinhart am 28. März 1942. Er wurde im französischen Durchgangslager Drancy, womöglich noch in einem weiteren Lager, interniert und am 2. April1942 (nach einer anderen Quelle am 05.06.1942) nach Auschwitz deportiert. Kurt Steinhart wurde dort am 23. Juni 1942 ermordet.
Als die Dresdner Juden Ende 1939 zur „Wohnraumbeschaffung“ nach und nach entmietet wurden, brachte man sie in sogenannten Judenhäusern unter, um sie noch stärker zu isolieren. Kurt Steinharts Frau Sonja musste mit ihrer Mutter Jenny Goldschmidt und den Kindern Marion und Gert in das Judenhaus in der Strehlener Straße 52 ziehen. Ihre Mutter war Kontoristin und Kosmetikerin, mit einem Geschäft in der Bayreuther Straße 34. Am 23./24.November 1942 wurden sie aus dem Judenhaus in das Lager Dresden Hellerberg gebracht. Am 2./3. März 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Die Eltern der Geschwister Steinhart wurden am 24. August 1942 aus einem jüdischen Altenheim mit dem Transport I/50 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo der Vater Richard Steinhart am 15. Juli 1943 starb. Seine Frau Bertha wurde am 16. Mai 1944 nach Auschwitz gebracht und dort ermordet.
Zur Person
Nachname: | Steinhart |
Vorname: | Kurt |
Nation/Land: | Deutschland |
Geburtsdatum: | 29.12.1903 |
Geburtsort: | Dresden |
Sterbedatum: | 23.06.1942 |
Sterbeort: | Auschwitz |
Letzter frei gewählter Wohnort: | Dresden |
Orte/Stationen der Verfolgung/Haft |
|
Ergänzungen
Quelle(n)/ Literatur |
Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V. (Hrsg.): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden. Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945, Dresden 2006. Norbert Haase/Stefi Jersch-Wenzel/Hermann Simon (Hrsg.): Die Erinnerung hat ein Gesicht. Fotografien und Dokumente zur nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden 1933 – 1945, Leipzig 1998. |
Links: |
Sie kennen bzw. wissen etwas über Kurt Steinhart? Dann schreiben Sie uns bitte eine
E-Mail oder nehmen auf anderem Weg Kontakt mit uns auf.
Eine weitergehende Nutzung der hier abgebildeten Fotografien und Dokumente, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf unserer Zustimmung.