Neuerscheinung im Erinnerungsort Torgau: Die Tagebücher von Joseph Stephany aus der Haft in Torgau
20.12.23

Mit viel Freude und Stolz wurde am 20. Dezember 2023 in Luxemburg ein Buch vorgestellt, an dessen Entstehung der Erinnerungsort Torgau maßgeblich beteiligt war. Richard Stephany präsentierte die frisch erschienenen Tagebücher seines Vaters Joseph Stephany aus der Haft im Torgauer Militärgefängnis Fort Zinna. Das Militärgeschichtliche Museum Luxemburg und der Erinnerungsort Torgau haben die Publikation gemeinsam herausgegeben. Sie kann im Webshop der Stiftung Sächsische Gedenkstätten käuflich erworben werden.
Die Leiterin der Erinnerungsortes, Elisabeth Kohlhaas, freut sich über die Veröffentlichung: „Die Tagebücher sind ein bewegendes und eindrückliches Zeugnis. Sie zeigen uns die Gedanken, Hoffnungen und Ängste eines jungen Mannes, der Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet hat und dafür im Militärgefängnis Fort Zinna in Torgau die Hinrichtung befürchtete. Ich bin glücklich, dass wir diesen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur nun gemeinsam veröffentlichen konnten.“
In den Torgauer Militärgefängnissen war eine Vielzahl von Luxemburgern inhaftiert. Sie waren zwangsrekrutierte Soldaten oder hatten sich dem Widerstand gegen die deutsche Besetzung ihres Landes angeschlossen. Auch Joseph Stephany hatte versucht, sich dem erzwungenen Kriegseinsatz zu entziehen: 1942 flüchtete er bei einem Heimaturlaub aus der Waffen-SS und schloss sich einer belgischen Widerstandsgruppe an. 1944 wurde er verhaftet und von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt. Er kam in das Militärgefängnis Fort Zinna in Torgau, wo er bis zum Ende des Krieges und bis zur Befreiung des Gefängnisses am 25. April 1945 in Haft blieb. Das Urteil wurde glücklicherweise nicht mehr vollstreckt.
Ab dem Tag seiner Verhaftung führte Stephany heimlich Tagebuch. Bis auf wenige Ausnahmen ist es auf Französisch verfasst, um sich von der Sprache der deutschen Besatzer abzugrenzen. Seine Aufzeichnungen sind eine einzigartige Quelle und ergänzen die Erforschung der Geschichte der Militärgefängnisse in Torgau um eine wichtige Perspektive: diejenige der Häftlinge.
An der Entstehung der Publikation waren Schülerinnen und Schüler des Torgauer Johann-Walter-Gymnasiums beteiligt. Im Französischunterricht hatten sie die Tagebücher übersetzt. Das bildete die Grundlage für die weiteren Arbeiten.
Kontakt
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