Museumsnacht in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
11.07.23
Vor dem Start in die Sommerferien fand in Dresden die Museumsnacht statt und auch die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden öffnete ihre Türen wieder zu später Stunde. Neben einem zusätzlichen Angebot an Rundgängen im Gelände des ehemaligen Justizkomplexes in der George-Bähr-Straße und in der ständigen Ausstellung „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933-1945// 1945-1957“ gab es zwei Premieren.
Zum einen führte Dr. Birgit Sack, Leiterin der Gedenkstätte, mit einem Schwerpunk auf das Jahr 1933 durch die Ausstellung. In dem Rundgang „Willige Vollstrecker? Die Dresdner Justiz und ihre frühen Opfer“ skizzierte sie die Übergänge und Veränderungen in der Dresdner Justiz nach der „Machtergreifung“ 1933 und stellte verschiedene Personen vor, die bereits ganz am Anfang des Regimes von den Nationalsozialisten mit Hilfe der Strafjustiz diskriminiert und verfolgt wurden: Zum Beispiel den Rechtsanwalt (und Kunst-Mäzen) Dr. Fritz Glaser, dem die Zulassung entzogen wurde.
Oder die junge Kommunistin Ruth Ermer, geb. Menzer, die als Sechzehnjährige verhaftet und für ihre Mitgliedschaft im ab März 1933 verbotenen Jugendverband der KPD in einem Massenprozess zu acht Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Diese und weitere Schicksale veranschaulichten die Auswirkungen, die die politische Vereinnahmung der Justiz schon bald nach der „Machtergreifung“ zur Folge hatte.
Zum anderen bereicherte der Musiker und Komponist Christian Fischer (Playpad Circus) das Programm mit zwei Aufführungen des Stückes „Franz Hackel: Die banalen Lieder“. In seiner halbstündigen Musikperformance vermischte Christian Fischer elektronische Musik, Stimme, Sound-Schnipsel und historische Audiodokumente mit eingelesenen Gedichten von Franz Hackel sowie biografische Texte – verfasst von Franz Hackel über sich selbst oder von Freunden des Dichters, wie zum Beispiel dem Künstlerpaar Lea und Hans Grundig. Diese akustische Collage zu Franz Hackel macht Lust, mehr über den Dichter zu erfahren.
Franz Hackel (1887–1962) schrieb die „Banalen Lieder“ in den 1920er Jahren unter seinen Eindrücken der Schützengräben des Ersten Weltkriegs und der Massenarbeitslosigkeit und des Elends der Wirtschaftskrise. Als Anarchist und erklärter Gegner der Nationalsozialisten wurde er verhaftet und war mehrere Monaten im KZ Hohnstein. Danach lebte zunächst in der Tschechoslowakei in Sicherheit, wurde nach der Besetzung des Sudetenlandes 1938 jedoch erneut verhaftet und blieb bis zum Kriegsende in den KZs Dachau und Buchenwald eingesperrt.
Nach dem Krieg lebte er in Lückendorf in der Oberlausitz, welchem er 1955 sein letztes Werk „Verse auf ein kleines Bergdorf“ widmete.
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