Gedenkstätte Münchner Platz Dresden bietet Workshops für angehende Juristinnen und Juristen an
02.07.25

Die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden wirkt seit diesem Jahr an der Ausbildung von Rechtsreferendarinnen und Referendaren mit. Der eintägiger Workshop „Recht und Unrecht im Nationalsozialismus“ ist eigens für die angehenden Juristinnen und Juristen entwickelt worden, die im Landgerichtsbezirk Dresden ausgebildet werden. Die Fortbildung soll künftig jährlich wiederholt werden. Sie kann auch von anderen juristischen Ausbildungsstätten gebucht werden.
„Der Workshop hat einen großen Anklang bei den Rechtsreferendaren gefunden“, sagt Ausbildungsleiter Gerrit Stumpf vom Landgericht Dresden, weshalb das Format fortgesetzt werden solle. Damit werde die rechtshistorische Ausbildung vertieft und eine Auseinandersetzung mit Justiz und Recht im Nationalsozialismus ermöglicht.
Das Deutsche Richtergesetz schreibt vor, dass im Rahmen der Referendars-Ausbildung freiwillige Lehrveranstaltungen „zur Auseinandersetzung mit dem NS-Unrecht und dem Unrecht der SED-Diktatur“ anzubieten sind. Das Dresdner Landgericht will vor diesem Hintergrund künftig im halbjährlichen Wechsel eine Fortbildung zur nationalsozialistischen Justiz anbieten, veranstaltet von der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, und eine Fortbildung zur Justiz in der DDR, welche die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED anbietet.
In dem eintägigen Workshop lernen die Teilnehmenden zunächst den historischen Ort am Sitz des früheren Dresdner Landgerichts am Münchner Platz kennen, den auch auswärtige Gerichte wie der Volksgerichtshof als Tagungsort für Prozesse nutzten. Mit dem Gerichtsgebäude waren eine Haftanstalt und eine Hinrichtungsstätte verbunden.
In den anschließenden Arbeitsphasen beschäftigen sich die Teilnehmenden in Gruppen mit einzelnen Straftatbeständen wie „Mord“, „Rasseschande“ oder „Vorbereitung zum Hochverrat“. Prozessunterlagen zu einzelnen Fällen werden mit den zugrundeliegenden Gesetzen und Verordnungen, zeitgenössischen Rechtskommentare und aktuellen rechtshistorischen Positionen abgeglichen. Leitende Fragen sind unter anderem: Wie wurde die nationalsozialistische Ideologie in Recht übersetzt? Ist das untersuchte Urteil „Unrecht“ und worin besteht sein Unrechtscharakter? Welche Handlungsspielräume hatten Richter und Staatsanwälte – und wie nutzten sie diese? Wie wurde justizielles Unrecht nach 1945 aufgearbeitet? Welche Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Rechtsprechung lassen sich bis heute ausmachen?
Neuer Workshop auch für Jura-Studierende
Die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden hat im Mai 2025 außerdem erstmals einen fünfstündigen Workshop an der Juristenfakultät der Universität Leipzig angeboten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Rolle der Justiz im nationalsozialistischen Staat. 30 teilnehmende Studierende setzten sich in unterschiedlichen Komplexen wie „Schutzhaft und Strafhaft“ oder „Justiz und Besatzungsherrschaft“ auseinander und werteten konkrete Urteile und Fälle aus. Dieser Workshop kann künftig für Jura-Studierende und juristische Berufsgruppen über die Gedenkstätte Münchner Platz gebucht werden. Wer Interesse an den Angeboten hat, kann sich an die Gedenkstätte wenden.
Kontakt
Volker Strähle (Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
0351 46331992
volker.straehle@stsg.de