Ella Peter ist erste FSJ-lerin in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
25.09.25

Erstmals bietet die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden eine Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an. Die 19-jährige Ella Peter aus Annaberg-Buchholz ergänzt seit Anfang September 2025 das Team der Gedenkstätte, kurz zuvor hatte sie ihr Abitur abgeschlossen. Ella Peter möchte sich insbesondere im Bereich Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit einbringen. Das Programm „FSJ Politik“ für politisch interessierte junge Menschen wird von der Sächsischen Jugendstiftung getragen. Wir haben Ella Peter gefragt, woher ihr Interesse an der Gedenkstättenarbeit kommt und welche ersten Erfahrungen sie gesammelt hat.
Warum hast du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Gedenkstätte entschieden?
Mir war es schon immer ein Anliegen, mich nach dem Abitur ein Jahr sozial zu engagieren, ich wollte nicht gleich studieren. Und was könnte es Schöneres geben, als in den Arbeitsalltag einer Gedenkstätte einzutauchen? Die Erinnerungskultur liegt mir am Herzen, es ist mir wichtig, diese an Jugendliche heranzutragen. Denn es macht etwas mit uns, wie wir gedenken.
Woher kommt dein Interesse für die jüngere Geschichte?
In meiner Familie war ich immer schon in Verbindung mit der Geschichte: Mein Opa ist ein Vertriebener aus dem heutigen Russland, ein Teil meiner Familie hat während der DDR-Zeit in Kyjiw in der Ukraine gelebt. So bin ich auf den Osteuropa-Trip gekommen. Die vergangenen Jahre hat mich der Ukraine-Krieg sehr beschäftigt. In meinem Freundeskreis kommen viele aus ukrainischen und russischen Familien. Auch da habe ich mitbekommen, wie der Umgang mit Geschichte die Auseinandersetzungen der Gegenwart prägt und dass er Familien entzweien kann.
Was interessiert dich besonders in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden?
Ich finde es spannend, dass die Geschichte des Justizkomplexes am Münchner Platz in Dresden eng mit der Verfolgung des Widerstandes in der besetzten Tschechoslowakei und im besetzten Polen verbunden ist. Bei mir in der Schule kam die deutsche Besatzungsherrschaft in Osteuropa leider nur in einer stark reduzierten Form vor, deshalb wurde ich neugierig. Die Gedenkstätte Münchner Platz knüpfte genau da an, da sie nicht nur eine Dresdner Gedenkstätte ist, sondern auch ein tschechischer und polnischer Erinnerungsort.
In welche Arbeitsbereiche möchtest du dich einbringen?
Mich fasziniert einerseits die Öffentlichkeitsarbeit: Ich hatte schon immer Freude daran, Texte zu schreiben und damit etwas auszudrücken. Ich möchte gerne lernen für unterschiedliche Zielgruppen zu formulieren. Andererseits möchte ich mich in die Bildungsarbeit einbringen, insbesondere mit Schulklassen. Wenn man aus dem ländlichen Raum kommt und viel mit rechtem Gedankengut konfrontiert ist, sieht man, wie wichtig es ist, früh an die Kinder und Jugendlichen heranzukommen. Ich denke, es ist auch viel Unwissenheit, was einen in Extrempositionen treibt.
Was waren deine Erfahrungen in den ersten Wochen deines FSJ?
Bereits zu Beginn meines FSJs habe ich sehr viele Einblicke in die Arbeit der Gedenkstätte bekommen. Sei es durch die wöchentlichen Teambesprechungen oder sogar durch meinen eigenen kleinen Part, den ich in einer Führung übernommen habe. Zudem habe ich auch viele bereichernde Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern geführt. Für mich ist dieser Austausch etwas extrem Wertvolles.
Die Fragen stellte Volker Strähle.
Kontakt
Volker Strähle (Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
0351 46331992
volker.straehle@stsg.de