1945 | 2020 Kalenderblatt: Vojtěch Ježek (17. Januar 1911 – 13. April 1945)
14.04.20
Am 13. April 1945 wurde Vojtěch Ježek auf dem Schießstand einer Kaserne in Leipzig-Gohlis erschossen. Wie die allermeisten Häftlinge des Justizgefängnisses am Münchner Platz in Dresden war er nach den Bombenangriffen auf die Stadt an der Elbe Mitte Februar 1945 aus der schwer getroffenen Anstalt mit einem Zwischenaufenthalt in Meißen nach Leipzig verbracht worden.
Vojtěch Ježek studierte in Prag Philosophie, Französisch und Deutsch. Seit 1933 unterrichtete er an einem Gymnasium in Plzeň. Am 1. November 1943 wurde der Vater von drei Söhnen verhaftet, am 16. Oktober 1944 aus dem Gefängnis in Plzeň-Bory nach Dresden überführt. Wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, „Feindbegünstigung“ und „Kriegsspionage“ verurteilte der 1. Senat des Volksgerichtshofs den 33-Jährigen am 8. Dezember 1944 im Schwurgerichtssaal des Dresdner Landgerichts zum Tode. Die Richter warfen ihm vor, seit 1939 „laufend die Londoner Nachrichten in tschechischer Sprache abgehört“ und die gewonnenen Informationen zur Beeinflussung seiner Kollegen im deutschfeindlichen Sinn genutzt zu haben. Vojtěch Ježek versuchte im Prozess nicht, die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen abzuschwächen.
Im Gegenteil: Wie sein Dresdner Anwalt Gerhard Poege seiner Frau kurz nach dem Urteil mitteilte, bekannte er sich vor Gericht „in selten offener Weise als nationaler Tscheche“. Im Urteil heißt es dazu: „Er fühlt sich als Märtyrer seines Volkes, unternahm es sogar in seinem Schlußwort, dem Gericht einen Vortrag darüber zu halten, dass und warum der Nationalsozialismus bekämpft werden müsse“.
Nach der Überführung von Vojtěch Ježek und rund hundert weiterer zum Tode Verurteilter nach Leipzig bemühten sich Reichsjustizminister Otto Thierack und der von ihm beauftragte Ministerialdirigent Dr. Helmuth Kutzner wegen des Vorrückens alliierter Truppen, die Todesurteile möglichst schnell zu vollstrecken. Vojtěch Ježek war einer der 32 Häftlinge, die Kutzner für die Exekution am 13. April 1945 auswählte. Am 18. April 1945, nur fünf Tage nach ihrem gewaltsamen Tod, wehten in Leipzig weiße Fahnen und signalisierten das Ende des Krieges und der nationalsozialistischen Diktatur bzw. der deutschen Fremdherrschaft.
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