Dokumentationsstelle erhält Kopien von Gefangenenakten sächsischer SMT-Verurteilter aus Moskau
01.12.20
Mehr als 1 000 Seiten Kopien aus dem Russischen Staatlichen Militärarchiv (RGWA) ergänzen ab sofort die Sammlung der Dokumentationsstelle Dresden zu Verurteilten sowjetischer Militärtribunale (SMT). Sie betreffen 21 Männer aus Sachsen, die nach ihrer Verurteilung durch sowjetische Militärgerichte zwischen 1947 und 1953 in Lager in der Sowjetunion deportiert wurden. Da sich in den Akten auch Kopien der Urteile befinden, die sehr oft mehrere Personen betrafen, ist die Zahl der namentlich genannten SMT-Verurteilten noch größer.
Die vervielfältigten Gefangenenakten („Litschnoje Delo“) enthalten vor allem Anordnungen und Weisungen der verschiedenen sowjetischen Sicherheitsorgane in Bezug auf die Verhafteten, zum Beispiel: den Beschluss über die Festnahme, das Protokoll der persönlichen Durchsuchung, das Urteil, die Anordnung der Deportation und verschiedene Dokumente in Bezug auf ihre Verlegung innerhalb des Gulag-Systems. Zu einem geringeren Teil enthalten die Akten auch persönliche Dokumente, wie etwa den Personalausweis oder von der Zensur zurückgehaltene Post an die Angehörigen. Verhörprotokolle beinhalten sie nicht.
Gleichwohl enthalten die Unterlagen wichtige Hinweise auf die Hintergründe der Verfolgung. Bei der Lieferung handelt es sich um eine erste Stichprobe aus dem Bestand 461 des RGWA, in dem sich rund 53 000 Gefangenenakten von verurteilten Ausländern befinden. Für die Zukunft ist die Erhebung sämtlicher Gefangenenakten von Verurteilten aus Sachsen geplant – ihre Zahl wird derzeit auf mindestens 2 500 geschätzt. Es wird eine Finanzierung aus Mitteln des früheren SED-Vermögens („PMO-Mittel“) angestrebt. Das Projekt wird unter anderem von der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert.
Kontakt:
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Tel. 0351 4695548
bert.pampel@stsg.de
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