Gespräch mit Dr. Birgit Sack, Autorin des Buches „Maria Grollmuß (1896-1944). Biografische Annäherung und Erinnerungsnarrative“
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Anderer VeranstalterOrt:
Sorbisches Museum, Ortenburg 3, 02625 Bautzen
Die spannende Lebensgeschichte einer Intellektuellen, geprägt von Revolution und Politik, Widerstand und Verfolgung. Die promovierte Historikerin Maria Grollmuß gehörte zu den wenigen Deutschen, die sich dem NS-Regime aktiv widersetzten. Aufgewachsen in einem bürgerlich-katholischen Elternhaus im Kaiserreich, endete ihr Leben mit nur 48 Jahren im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück.
Birgit Sack gleicht die vereinnahmenden und interessegeleiteten Erinnerungsnarrative, die Maria Grollmuß zur katholischen Märtyrerin, sorbischen Patriotin, sozialistischen Kämpferin oder Verfechterin weiblicher Emanzipation stilisieren, mit ihren inneren Widersprüchen und dem wechselvollen äußeren Lebensweg ab. Als junge Frau entwickelte sie sich von einer enthusiastischen Anhängerin der neuen Republik zu deren entschiedener Kritikerin. Hier wie dort agierte sie wenig anpassungs- und kompromissbereit.
Die erste wissenschaftliche Biografie über Maria Grollmuß bietet neue Einsichten in das Selbstverständnis der republiktreuen studentischen Organisationen, vermittelt Einblicke in die Verwerfungen innerhalb der stalinisierten KPD wie auch in die Feindbilder im sozialistischen Lager, die nach 1933 einem gemeinsamen Kampf gegen den Nationalsozialismus entgegenstanden.
(Quelle: Wallstein Verlag)
Ablauf:
18 Uhr: Kuratorenführung durch die Sonderausstellung „Čej‘ da sy? Wurzeln im Wandel. Einblicke in die sorbische katholische Welt“
19 Uhr: Dr. Birgit Sack stellt in einem moderierten Gespräch ihre Monografie „Maria Grollmuß (1896-1944). Biografische Annäherung und Erinnerungsnarrative“ vor; Moderation: Dr. Jessica Bock, Digitales Deutsches Frauenarchiv
Über die Autorin:
Dr. Birgit Sack ist Historikerin und leitet die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden in der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Widerstand und justizielle Verfolgung im Nationalsozialismus, Frauen- und Geschlechtergeschichte und der politische Katholizismus in der Weimarer Republik. Dr. Birgit Sack hat als PostDoc-Stipendiatin am Sorbischen Institut (1995-1997) mit Recherchen zur Lebensgeschichte von Maria Grollmuß und deren Reflektion in der regionalen Gedächtniskultur begonnen und seither ihre Untersuchungen kontinuierlich vervollständigt und ausgewertet. Im März 2023 ist die umfangreiche Biografie über Maria Grollmuß beim Wallstein Verlag in Göttingen erschienen.
Über die Moderatorin:
Dr. Jessica Bock studierte Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Leipzig. Mit einem Stipendium der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur promovierte sie über „Frauenbewegung in Ostdeutschland. Aufbruch-Revolte-Transformation in Leipzig 1980-2000“. Ihre Dissertation wurde 2019 wurde mit dem Dissertationspreis der GenderConceptGroup der TU Dresden ausgezeichnet und erschien 2020 im Mitteldeutschen Verlag. Seit 2016 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv. Derzeit erarbeitet sie im Auftrag des Vereins Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen eine Broschüre über Schwangerschaftsabbruch in Sachsen von 1945 bis 1989/90.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Bautzen, dem Sorbischen Institut und dem Sorbischen Museum.
Kontakt:
Susanne Hattig (Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen)
Tel: 03591 530363
susanne.hattig@stsg.de