5. Vernetzungstreffen NS-Zwangsarbeit in Sachsen: „Nachnutzung und Sichtbarmachung“

Datum:
25.10.25 (10:00 -
17:00)
Veranstalter:
Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Anderer VeranstalterOrt:
WBS-Schulzentrum Plauen, Hans-Sachs-Straße 15, 08525 Plauen
Die AG Stätten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen lädt gemeinsam mit dem colorido e. V. zum 5. Vernetzungstreffen nach Plauen ein. Mit einer Exkursion, einem Input-Vortrag und zwei Workshops wollen wir an dem Tag den Fokus auf die Nachnutzung und Sichtbarmachung ehemaliger NS-Zwangslager richten.
80 Jahre nach Kriegsende steht beim diesjährigen Vernetzungstreffen die Frage im Mittelpunkt: Was geschah mit den ehemaligen NS-Zwangslagern nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft? Einige Lager wurden rasch abgerissen, andere wiederum wurden weitergenutzt, bspw. für die Unterbringung sogenannter Displaced Persons, deutscher Kriegsgefangener oder von Geflüchteten und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten. Betriebe und Werke, die vormals Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäftigt hatten, wurden zum Teil demontiert und geschlossen und zum Teil arbeiteten sie unter neuer Führung und mit anderen Produktionen weiter. Was heute von einzelnen Lagern und Arbeitsstätten bekannt ist, hängt meist eng mit der Entwicklung in den Monaten nach dem Kriegsende zusammen. Einige Orte existieren heute nicht mehr, und an noch bestehenden Gebäuden erinnert heute nichts mehr an deren Nutzung als NS-Zwangslager. Wie kann man mehr über diese Orte erfahren? Und welche Strategien der Sichtbarmachung ihrer einstigen Nutzung als NS-Zwangslager und/oder DP-Camps gibt es? Diesen und anderen Fragen wollen wir an diesem Tag nachgehen.
Zunächst begeben wir uns am Vormittag auf eine Exkursion und suchen unter anderem ehemalige Außenlager des KZ Flossenbürg, die ehemalige Synagoge sowie eine Auswahl von Stätten der NS-Zwangsarbeit im Stadtgebiet Plauen auf. Die Tour startet am Parkplatz des WBS-Schulzentrums in Plauen und erfolgt mit Kleinbussen.
Anschließend wird uns die Historikerin Katherine Lukat, die zu Zwangsarbeit in Plauen und Vogtland eine umfassende Studie vorgelegt hat, in ihrem Vortrag einen Überblick über NS-Zwangsarbeit und die Situation der Zwangsarbeitenden bei Kriegsende geben.
Am Nachmittag stehen zwei Workshops zur Auswahl, in denen die Themen Spurensuche, Erfassung und Sichtbarmachung vertieft werden sollen.
Workshop I: KZ-Außenlager in Plauen: Sichtbarmachung und Erschließung
Leitung: Jana Dütsch, wiss. Mitarbeiterin der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg; Maximilian Schulz, wiss. Mitarbeiter der Historischen Abteilung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Doritta Kolb-Unglaub, colorido e. V. Plauen, Moderation und Dokumentation
Aus Perspektive der Vermittlungs- und Forschungsarbeit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg geben Jana Dütsch und Maximilian Schulz Impulse, die zur Auseinandersetzung mit historischen Orten in Plauen anregen sollen. Der zweigeteilte Workshop stellt einführend das Online-Archiv der Gedenkstätte, die Memorial Archives und weitere Recherchemöglichkeiten vor. Wie kann nach Häftlingen in den Plauener Außenlagern des KZ Flossenbürg gesucht werden? Welche Dokumente und Informationen sind über die Menschen vorhanden? Und wie forscht das Archiv der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zum Schicksal ehemaliger Gefangener oder Standorten von Außenlagern?
Aufbauend erfolgt im zweiten Teil eine kurze Skizzierung der Vermittlungsansätze der Bildungsabteilung der Gedenkstätte. Welche Fragen stellen wir uns bei der Entwicklung von neuen Bildungsprogrammen? Welche Materialien verwenden wir, um die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden zu gewinnen? Anschließend soll der Raum geöffnet werden für einen Gesprächs- und Ideenaustausch zur Frage, mit welchen Ansätzen eine Sichtbarmachung der Plauener Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg denkbar wäre.
Workshop II: Nach der Befreiung. DP-Camps und die Nachnutzung von Zwangsarbeitslagern
Leitung: Isabel Panek, wiss. Mitarbeit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Kurz nach der Befreiung kamen viele ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erneut in Sammelunterkünften, den sogenannten DP-Camps, unter. Dort wurden sie versorgt, bis Rückführungstransporte in ihre Herkunftsländer oder Auswanderungen möglich wurden. Die Unterkünfte befanden sich unter anderem in ehemaligen Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeitslagern sowie in Kasernen, Hotels, Schulen und Krankenhäusern. Allein in Leipzig richtete die amerikanische Militärverwaltung mehr als 100 dieser Camps ein. Schon in den ersten Monaten nach Kriegsende konnten viele Displaced Persons (DPs) zurückgeführt werden. Daher wurden viele Camps aufgelöst und die Gebäude verkauft oder abgerissen.
Die Erforschung der Geschichte der DPs wurde in den vergangenen Jahren für die westlichen Besatzungszonen stark vorangetrieben; es gibt lokale Studien, Erfassungen von DP-Camp-Standorten und teilweise auch Erinnerungsorte. Über das Schicksal der DPs auf dem Gebiet des heutigen Freistaats Sachsen ist jedoch noch sehr wenig bekannt. Deshalb richten wir im Workshop den Blick auf das Frühjahr und den Sommer 1945: Anhand lokaler Beispiele möchten wir die Einrichtung von DP-Camps betrachten und diskutieren, ob diese Orte stärker erfasst, dokumentiert und markiert werden sollten und welche Relevanz ihre Einbindung in Vermittlungs- und Erinnerungsarbeit haben könnte. Bitte bringen Sie gern auch Ihnen bekannte Informationen zu DP-Camps auf dem Gebiet des heutigen Sachsen zum Workshop mit. Wir möchten diese Standorte auf einer analogen Karte festhalten.
Anmeldung mit Angabe zum gewünschten Workshop bis zum 10.10.2025 unter veranstaltungen@stsg.de.
Programm
- 10 Uhr: Exkursion mit dem colorido e. V.
- 12 Uhr: Rückkehr Exkursion und Mittagspause mit kleiner Stärkung im WBS Plauen
- 13 Uhr: Einführungsvortrag von Dr. Katherine Lukat (Sachgebietsleiterin Gedenkstätten, Stadtarchiv Wiesbaden): „Zwangsarbeit in Plauen“
- 14 Uhr: Workshops
- 15.30 Uhr: Kaffeepause
- 16 Uhr: Auswertung der Workshopergebnisse und Ausblick
- 17 Uhr: Ende
Eine gemeinsame Veranstaltung von: Stiftung Sächsische Gedenkstätten, sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG), Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Landesamt für Archäologie Sachsen, Landesamt für Denkmalpflege, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT) und colorido e. V.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Kontakt
Sven Riesel
Stellvertretender Geschäftsführer | Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0351 4695545
sven.riesel@stsg.de