27. Januar 2024: Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus
27.01.24
Heute wurde der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und der Internationale Holocaust-Gedenkstag an vielen Erinnerungsorten in Sachsen begangen. Zahlreiche Gedenkstätten und Arbeitsstellen der Stiftung Sächsische Gedenkstätten richteten mit großem Publikumszuspruch Gedenkstunden aus und beteiligten sich sachsenweit an weiteren Veranstaltungen.
Bereits am gestern fand eine vom Erinnerungsort Torgau gemeinsam mit der Stadt Torgau veranstaltete Gedenkstunde zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus statt.
In Torgau litten im Nationalsozialismus in den beiden Militärgefängnissen Zehntausende Gefangene, unter ihnen Deserteure und Widerstandsangehörige aus vielen Ländern Europas. Mehrere Hundert Militärhäftlinge wurden hingerichtet. In zwei KZ-Außenlagern in und bei Torgau wurden jüdische und sowjetische Gefangene für die NS-Rüstungsindustrie ausgebeutet.
Am Memorial vor dem Fort Zinna in Torgau wurden Gedenkreden gehalten und von vielen Teilnehmenden Blumen und Kränze niedergelegt.
Im Oktober des vergangenen Jahres überfiel die Terrororganisation Hamas die Menschen in Israel. Das Gedenken an die Opfer des Holocaust verbindet sich deshalb in diesem Jahr besonders mit dem Blick auf die Gegenwart. Zu ihr gehört insbesondere der wachsende Antisemitismus in unserer Gesellschaft, auf den wir mit großer Sorge blicken.
Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain lud ebenfalls am Freitag gemeinsam mit der Stadt Riesa, dem Stadtmuseum Riesa sowie dem Museumsverein zu der Theateraufführung „Treppe ins Ungewisse“ ein.
In der Aula des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Riesa wurde das Theaterstück der Münsteraner Theatergruppe odos aufgeführt. Es Ist auf Grundlage von Zeitzeugenberichten, Gerichtsurteilen und historischen Studien entstanden: Eine Staatsanwältin versucht gemeinsam mit ihrem Assistenten, ein oft vergessenes Verbrechen aufzurollen: die Ermordung und Zwangssterilisation von zahllosen Menschen in Psychiatrien während der nationalsozialistischen Diktatur.
Im Anschluss an die Aufführung gab es ein Publikumsgespräch mit Regisseur Heiko Ostendorf, dem Schauspieler Johan Schüling und Christoph Hanzig von der neu eröffneten Gedenkstätte Großschweidnitz.
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“, schrieb der Überlebende des KZ Auschwitz Primo Levi. Unter dieser Mahnung rief der Ostra e. V. am 27. Januar zu einem Gedenkrundgang durch Dresden auf.
300 Menschen nahmen daran teil und hörten an verschiedenen Haltepunkten Redebeiträge von dem VVN-BdA Sachsen e. V. (Silvo Lang), dem HATiKVA e. V. (Gunda Ulbricht), RomaRespekt / Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen, der Stiftung Sächsische Gedenkstätten (Sven Riesel), der Gedenkstätte Bergen-Belsen (Jakob Ole Lenz), dem Bündnis gegen Antisemitismus Dresden – Ostsachsen, der Stadtteilgruppe Pieschen und der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden (Herbert Lappe) sowie Auszüge aus dem Audiowalk „Spurensuche“ von RomaRespekt zur Verfolgung und Vernichtung der Romn*ja und Sint*ezze während des Nationalsozialismus in Dresden und aus dem Audiowalk von audioscript zur Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden in Dresden zwischen 1933 und 1945.
Der Rundgang startete am Neumarkt vor der Frauenkirche und führte zum Bahnhof Dresden-Neustadt am Schlesischen Platz. An der Gedenktafel zur Erinnerung an die Deportation von Jüdinnen und Juden aus Dresden legten Teilnehmende Blumen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nieder und zündeten Kerzen an. Musikalisch begleitet wurde das Gedenken von der Musikerin Marenka Brügge und den Musikern Paul Hoorn und Dudu Zemach.
In Pirna nahmen etwa 150 Menschen zur öffentlichen Kranzniederlegung anlässlich des Gedenktages teil. Gedenkreden hielten Vertreterinnen des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V.
Sie wiesen auf die große Bedeutung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein als wichtigen Erinnerungsort für die nationalsozialistischen Krankenmorde hin. Der noch amtierende Oberbürgermeister Pirnas Klaus-Peter Hanke und eine Vertreterin des Landrats hielten ein Transparent mit Aufschrift „Der Unterschied zwischen 1933 und 2024: Du“ in den Händen.
Die Gedenkstätte Großschweidnitz stellte im Rahmen des Gedenktages gemeinsam mit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein in der Stadtbibliothek Löbau zwei neu erschienene Hefte der Schriftenreihe „Den Opfern ihren Namen geben“ vor. Der Einladung zu der Veranstaltung folgten knapp 70 Besucherinnen und Besucher.
Die vorgestellten Hefte erzählen die Biografien von Helene von Gersdorff und Helene Pietsch. Beide kamen in der Landesanstalt Großschweidnitz ums Leben. Allein in Sachsen wurden über 20 000 Menschen zwischen 1939 und 1945 Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde. Wer waren diese Männer, Frauen und Kinder, wie lebten sie und welchen Verfolgungsmaßnahmen waren sie bereits vor ihrer Ermordung ausgesetzt? Diesen Fragen widmet sich seit 2016 die Reihe „Den Opfern ihren Namen geben“. Mittlerweile sind 58 Hefte erschienen, die von unterschiedlichen Biografien erzählen.
In der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden hielt die Landeshauptstadt Dresden schließlich ihre offizielle Feierstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ab. Dabei hielten der Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Dresden Dirk Hilbert, die Prorektorin der Technischen Universität Dresden Prof. Dr. Roswitha Böhm, Dotschy Reinhardt als Mitglied des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma sowie der Vorsitzende des Fördervereins Münchner-Platz-Komitee e. V. Wolfgang Howald Gedenkreden.
Im Anschluss erfolgten Kranzniederlegungen vor der Figurengruppe „Widerstandskämpfer“, Kerzen wurden angezündet. Nach der Gedenkfeier fand in der Gedenkstätte ein Gespräch mit Kathrin Krahl und Anne Klopfer von Weiterdenken / Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen über den Audiowalk zur Verfolgung und Vernichtung der Romn*ja und Sint*ezze während des Nationalsozialismus in Dresden und ihre Diskriminierung bis heute statt.
Im digitalen Raum nahm die Stiftung Sächsische Gedenkstätten an der Social-Media-Aktion #WissenWasWar mit zahlreichen Beiträgen auf ihrem Instagram-Kanal teil. Initiatoren der Kampagne sind die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten und die Stiftung Topographie des Terrors. Mit der bundesweiten Kampagne soll anlässlich des diesjährigen Gedenktages die Sichtbarkeit verschiedener Erinnerungsorte gefördert und die mit ihnen verbundene Geschichte vermittelt werden.
Kontakt
Sven Riesel
Stellvertretender Geschäftsführer | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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sven.riesel@stsg.de