Rückblick auf die Gedenkaktion am 7. Mai 2025
13.05.25

In einer Gedenkaktion wurde an die Evakuierung der Anstalt Großschweidnitz vor 80 Jahren und die seit dem Vermissten erinnert.
Am 7. Mai 1945, einen Tag vor Kriegsende, wurde die Anstalt Großschweidnitz evakuiert. Alle gehfähigen Patientinnen und Patienten begaben sich auf einen Treck, der sich zunächst Richtung Ebersbach, von dort nach Rumburg bewegte. In Rumburg trafen sie auf den Treck der Ortsbevölkerung aus Großschweidnitz, die am gleichen Tag, nur etwas früher, den Ort verlassen hatte. Der Anstaltstreck zog schließlich über von Militärkonvois und anderen Flüchtenden verstopfte Straßen Richtung Schönlinde (Krasna Lipa) bis nach Rennersdorf (Rynartice). Dort beschlossen die Ärzte und das Pflegepersonal, umzukehren – das Deutsche Reich hatte am 8. Mai 1945 kapituliert, eine weitere Flucht schien sinnlos. Erst am 16. Mai 1945 traf der Treck wieder in der Anstalt ein. Viele Patientinnen und Patienten kehrten allerdings nie zurück. Sie gingen auf dem Treck verloren, gelten als verschollen, einige wurden später für tot erklärt. Auch an sie erinnerte die Gedenkstätte am 7. Mai 2025 gemeinsam mit vielen Interessierten Gästen.
Die Veranstaltung begann mit einem Rundgang zu den Orten in Großschweidnitz, die mit dem Kriegsende in Verbindung standen. Der Ortsfriedhof und die dortigen Kriegsgräber war die erste Station. Hier wurde zunächst ein Schlaglicht auf das Kriegsgeschehen in der Oberlausitz geworfen, das direkt mit Großschweidnitz verbunden war: Während der „Schlacht um Bautzen“ befand sich in der Anstalt ein Hauptverbandsplatz – die Toten wurden später auf dem Ortsfriedhof beigesetzt. Die zweite Station führte zum Eingang des Krankenhauses Großschweidnitz an der Hauptstraße. Dort setzte sich der Anstaltstreck damals in Bewegung. Sein Weg wurde nachgezeichnet. Bei der dritten Station in der Gedenkstätte Großschweidnitz ging es schließlich um die Menschen, die auf dem Treck waren. Ein Videomitschnitt eines Interviews mit einem Überlebenden vermittelte ein eindrückliches Bild von der Situation am Kriegsende und auf dem Treck.
Im Mittelpunkt standen die Lebensgeschichten der Menschen, die nicht zurückkehrten, sondern bis heute verschollen bleiben. Ihre Namen stehen in keinem Gedenkbuch und auf keiner Namenstafel. Zehn Biografien konnten rekonstruiert werden. Sie waren in der Ausstellung und auf dem Friedhof zu lesen, so wie die Namen aller Vermissten. Ihre Namen wurden auf den Weg der Erinnerung, hin zum Denkmal, geschrieben – mit Kreide, die wieder verblasst, so wie die Erinnerung, wenn sie nicht wachgehalten wird.
An der Gedenkaktion nahm auch Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch, zugleich Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, teil. Sie betonte: „Dieser Tag steht für die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus, aber auch für das Gedenken an die unzähligen Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft. 80 Jahre später ist diese Erinnerung aktueller denn je, gerade in unserer Zeit, in der autoritäres Denken und Krieg Europa und die Welt bedrohen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns für ein friedliches und geeintes Europa einsetzen.“
Kontakt
Dr. Maria Fiebrandt (Gedenkstätte Großschweidnitz, Öffentlichkeitsarbeit)
Telefon: 03585 2113509
Maria.Fiebrandt@stsg.de