Marianne Schönfelder (1917-1945)
Am 30. Dezember 1917 kam Marianne Schönfelder in Dresden zur Welt. Sie wuchs behütet auf und beendete erfolgreich die Schule. Ihre Lehre brach sie ab. Schon einfache Tätigkeiten waren für sie eine Herausforderung. Sinnestäuschungen machten sich bemerkbar.
Die Eltern suchten 1937 ärztliche Hilfe und brachten sie zunächst in einer Privatklinik in Dresden unter. Wenig später wurde Marianne Schönfelder wegen Schizophrenie in der Landesanstalt Arnsdorf aufgenommen. In dieser Zeit stellte das Stadtgesundheitsamt Dresden den Antrag Marianne Schönfelder zu sterilisieren. Das Erbgesundheitsgericht Dresden beschloss am 23. März 1938 die „Unfruchtbarmachung“. Schließlich wurde Marianne Schönfelder am 7. Dezember 1938 in Arnsdorf von einem Arzt der Dresdner Frauenklinik zwangssterilisiert.
Im April 1941 wurde sie in die Anstalt Wiesengrund verlegt. Während der Zeit in Arnsdorf bekam Marianne Schönfelder häufigen Besuch von ihren Eltern. Als sie im April 1941 in die Anstalt Wiesengrund bei Pilsen im damaligen Sudetenland verlegt wurde, war dies kaum noch möglich. Deshalb versuchte ihre Mutter sie zurück nach Sachsen verlegen zu lassen. Nachdem sich die Eltern bereit erklärten die Kosten für die Verlegung zu übernehmen und eine Krankenschwester für den Transport organisierten, kam ihre Tochter 1942 zurück nach Arnsdorf. Ein Jahr später erfolgte jedoch schon die nächste Verlegung. 1943 kam Marianne Schönfelder in die Landesanstalt Großschweidnitz. Dort litt sie an Hunger und ihr körperlicher Zustand verschlechterte sich zunehmend. Anfang 1945 hatte ihr Körper einem Infekt nichts mehr entgegenzusetzen. Am 16. Februar 1945 starb sie an Kreislaufversagen.
Marianne Schönfelder wurde auf dem Anstaltsfriedhof in Großschweidnitz beigesetzt. Die Familie war dabei nicht anwesend, da sie die Todesnachricht erst nach elf Tage erhielt. Einen Brief von Marianne Schönfelders Mutter an die Anstalt beantwortete Anstaltspfarrer Johannes Axt. Er täuschte eine würdige Trauerfeier vor, die aufgrund der sehr hohen Sterblichkeit in der Anstalt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich war. Zudem behauptete Axt, dass der Tod von Marianne Schönfelder eine „Erlösung von einem hoffnungslosen und nicht mehr lebenswerten Dasein“ gewesen wäre.
Marianne Schönfelders Neffe, Gerhard Richter, erlangte als Künstler Weltruhm. Auf der Grundlage einer Fotografie, die ihn als Baby mit seiner Tante zeigt, schuf er das Bild „Tante Marianne“. Erst später erfuhr er, dass seine Tante ein Opfer der NS-Psychiatrie in Großschweidnitz geworden war.