Ksenia Sarafanowa (1920-1944)
Im russischen Teremoschka wurde am 21. August 1920 Ksenia Sarafanowa geboren. Nach der Schule arbeitete sie in ihrem Heimatort in der Landwirtschaft. 1938 ging sie nach Klinzy um dort eine Lehre als Strickerin aufzunehmen. Klinzy, das im Westen der damaligen Sowjetunion lag, war bekannt für seine Textilindustrie.
Im Oktober 1941 besetze die deutsche Wehrmacht die Stadt. Schon kurz darauf kam es zur Ermordung von 83 jüdischen Menschen. Ksenia Sarafanowa verließ ihre Arbeitsstätte und kämpfte wahrscheinlich in der Roten Armee. Sie geriet in Gefangenschaft.
1942 wurde Ksenia Sarafanowa ins Deutsche Reich verschleppt. Sie kam zunächst in ein Durchgangslager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Dresden. Dort fand eine medizinische Untersuchung statt. Anschließend wurde sie als „Ostarbeiterin“ dem Zeiss-Ikon-Werk in Dresden zugewiesen. Später arbeitete sie in der Anton Reiche AG, einer Blechwarenfabrik, als Stanzerin. Aufgrund psychischer Auffälligkeiten entließ sie die Firmenleitung.
Ksenia Sarafanowa kam in ein Durchgangslager für Zwangsarbeiterinnen in Dresden. Von dort wurde sie am 12. Juni 1944 in die Anstalt Arnsdorf zur Behandlung eingewiesen. Die Prognose war günstig, ihre baldige Entlassung schien möglich. Bereits vier Tage nach ihrer Aufnahme wurde sie wegen Platzmangels allerdings in die Landesanstalt Großschweidnitz verlegt.
Großschweidnitz verfügte mit Peter Stankeev über einen russischsprachigen Arzt und nahm deshalb verhältnismäßig viele „Ostarbeiter“ auf. Ziel war es, ihre Arbeitsfähigkeit möglichst schnell wiederherzustellen, um sie wieder in der Kriegswirtschaft einsetzen zu können. War eine schnelle Genesung nicht zu erwarten, so war dies das Todesurteil. So auch bei Ksenia Sarafanowa. Ihr Gesundheitszustand besserte sich in Großschweidnitz nicht. Neun Tage nach ihrer Aufnahme in Großschweidnitz vermerkte die Ärztin Elfriede Ochsenfahrt, dass Ksenia Sarafanowa unter Sinnestäuschungen leide, laut und aggressiv sei und öfters Medizin benötige. Nach nur etwa zwei Wochen, am 30. Juni 1944, starb Ksenia Sarafanowa wahrscheinlich infolge überdosierter Beruhigungsmittel. Als Todesursache gab die Ärztin eine scheinbar natürliche Todesursache – Herzmuskelschwäche – an.
Ksenia Sarafanowa wurde auf dem Anstaltsfriedhof auf einem separaten Friedhofsbereich, dem „Ausländerabteil“, beigesetzt. Dort wurde nach 1945 ein „Ehrenfriedhof“ für die ermordeten sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter errichtet. Auf einer Namenstafel war auch ihr Name zu lesen. Den „Ehrenfriedhof“ gibt es nicht mehr. Die Namenstafel von Ksenia Sarafanowa ist heute Teil des Gedenkensembles auf dem Anstaltsfriedhof.