Auftakt für das Gedenkbuch der NS-„Euthanasie“-Opfer in Sachsen am 1. September 2012
22.08.12
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein lädt am Sonnabend, den 1. September 2012 um 16 Uhr zur Auftaktveranstaltung für ein sächsisches „Euthanasie“-Opfergedenkbuch ein. Damit beginnt ein aufwendiges und anspruchsvolles Projekt zur Aufarbeitung der sächsischen Geschichte im Nationalsozialismus.
In den nächsten vier Jahren erarbeitet die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ein Gedenkbuch für alle Menschen, die den NS-Krankenmorden zum Opfer fielen. Das Buch soll diejenigen „Euthanasie“-Opfer verzeichnen, die aus Sachsen stammten oder in Sachsen getötet wurden. Über siebzig Jahre nach dem Beginn der Mordaktionen soll das Projekt endlich an alle betroffenen Frauen, Männer und Kinder in würdiger Form erinnern.
Die Wissenschaftler des Projekts stehen bei der Suche nach jeder einzelnen Biografie vor großen Herausforderungen, da die meisten historischen Quellen nicht mehr oder nur lückenhaft vorhanden sind. Der Leiter der Gedenkstätte, Dr. Boris Böhm, hofft deshalb auf eine breite Unterstützung des Projekts in der Öffentlichkeit: „Wir bitten um die Mitwirkung von Angehörigen, Zeitzeugen und historisch interessierten Personen in ganz Sachsen. Hilfreich für uns sind alle Informationen über Patienten, die in den Jahren von 1939 bis 1945 in psychiatrischen Anstalten oder Krankenhäusern lebten.“
Die Gesamtzahl der sächsischen „Euthanasie“-Opfer liegt deutlich über den mindestens 14.751 Ermordeten der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein 1940/41. Im Rahmen der „Kinder-Euthanasie“ und der „Medikamenten-Euthanasie“ von 1939 bis 1945 starben Menschen an vielen Orten in ganz Sachsen. Besonders stark betroffen waren die Landesanstalten
Großschweidnitz und Waldheim sowie die sogenannten Kinderfachabteilungen in Leipzig und Großschweidnitz. Das Gedenkbuch soll dabei helfen, diese Schicksale von mutmaßlich über 10.000 Menschen aufzuklären.
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ist am Tag der Eröffnungsveranstaltung am 1. September von 11 bis 18 Uhr für den Besuch geöffnet. Von 16 bis 17.30 Uhr stellen die Forscher das Gedenkbuchprojekt und ihre ersten Recherchen und Biografien offiziell vor. Die Veranstaltung wird von Andrea Fischer, Staatsekretärin im Sächsischen Sozialministerium, mit eröffnet.