Bau der Kriegsgräberstätte Sonnenstein beginnt
Wer den Canalettoweg am Sonnensteiner Elbhang entlang wandert, läuft streckenweise über Asche. Asche von Menschen, die während der Nazi-Aktion T4 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein vergast und verbrannt wurden. Knapp 15000 vorwiegend geistig Behinderte wurden 1940 und 1941 hier umgebracht.
Unterhalb des Hauses Schlosspark 11 – früher Standort der Kremationsöfen und heute Gedenkstätte – soll der Asche-Hang ab Montag kenntlich gemacht werden. Denn dieses Zeugnis der Nazi-Verbrechen ist längst von Erde bedeckt und mit dichtem Wald überwachsen. Erst ein Grabungsprojekt brachte in den vergangenen Jahren Erkenntnisse darüber, unter anderem wurden menschliche Knochenreste gefunden. Eine Untersuchung ergab, dass die aschehaltige Auffüllung im Bereich der Hangkante bis zu 8,60 Meter stark ist.
Der von Asche bedeckte Bereich war bisher oberirdisch nicht erkennbar. Jetzt wird hier für rund 150000 Euro die Kriegsgräberstätte „Am Elbhang Pirna-Sonnenstein“ eingerichtet. Die Stadt Pirna, die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge arbeiten hierfür zusammen. Kernstück ist ein Gedenkkreuz als Symbol für das Ausmaß der „Euthanasie“. Mit einer Höhe von rund sieben Metern zeigt das Kreuz den symbolischen Schichtenaufbau der Asche in künstlerisch bearbeitetem Stampfbeton. Zwischen der Gedenkfläche und dem Elbhang ist eine weißblühende Bepflanzung als Symbol der Aschefläche vorgesehen, teilt die Stadtverwaltung Pirna mit.
Weiße Baumstämme
Da die tatsächliche Ausdehnung des Aschefeldes nicht dokumentiert wurde und heute schwer zu bestimmen ist, wird die Dimension des Gräberfeldes auf dem Hang symbolisch gekennzeichnet. Dazu werden, ungefähr in Breite des oberhalb befindlichen Gedenkstätten-Gebäudes, die Bäume am Hang mit einem weißen Anstrich hervorgehoben und Wildwuchs beseitigt. Entlang des Gebäudes der Gedenkstätte Sonnenstein soll eine Pflanzfläche in Anlehnung an Grabflächenschmuck entstehen.
Auch die bisherige hohe Mauer zwischen Elbhang und Gedenkstätte wird abgerissen, sodass eine direkte Sichtbeziehung zwischen dem einstigen Tötungsgebäude und dem Gräberfeld entsteht. Aus den Kellerräumen, in denen die Opfer vergast und verbrannt wurden, können die Besucher dann sehen, welchen würdelosen Weg die sterblichen Überreste der Opfer nahmen.
Nach Angaben der Stadtverwaltung ist während der Bauarbeiten der Zugang zur Gedenkstätte (Schlosspark 11) vom Canaletto- beziehungsweise Promenadenweg nicht möglich. Der Canalettoweg selbst bleibt aber begehbar. Die Arbeiten sollen in einigen Wochen abgeschlossen sein.